Markus war ein ganz normaler Typ, Anfang dreißig, mit einem geregelten Alltag als IT-Spezialist. Sein Leben war strukturiert und unkompliziert – zumindest bis jetzt. Heute jedoch stand er vor einer Aufgabe, die ihn in unbekannte Gefilde führte: Er sollte Unterwäsche für seine Freundin Clara kaufen.
Clara hatte sich in den letzten Wochen mehrfach über ihre alten Dessous beklagt. „Die sind alle so langweilig geworden, Markus. Ich brauche dringend neue Sachen, aber ich komme einfach nicht dazu!“ Es war mehr ein beiläufiger Kommentar als ein direkter Wunsch, aber Markus hatte beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen, um sie zu überraschen.
Doch nun, an diesem Samstagnachmittag, stand er vor einem eleganten Unterwäschegeschäft mitten in der Stadt und fühlte sich wie ein Eindringling. Die große Glasfront zeigte makellos inszenierte Schaufensterpuppen, die hauchzarte Dessous trugen. Innen war das Licht warm und einladend, und alles wirkte ästhetisch – fast wie in einer Galerie. Markus zog tief Luft. „Wie schwer kann das schon sein?“ murmelte er, bevor er die Tür öffnete.
Die erste Hürde: Orientierungslosigkeit
Kaum war er eingetreten, wurde er von einer Welle aus Farben, Stoffen und Formen überrollt. Spitzen-BHs in Pastelltönen, Satinslips in kräftigem Rot, zarte Bodies mit verspielten Details – alles war wunderschön und… komplett überfordernd. Markus fühlte sich wie ein Tourist, der ohne Karte durch eine fremde Stadt irrt.
Er wanderte planlos durch die Reihen, nahm hin und wieder ein Kleidungsstück in die Hand und legte es schnell wieder zurück, sobald ihm bewusst wurde, dass er keinen Schimmer hatte, wonach er eigentlich suchte.
Die Rettung: Eine aufmerksame Verkäuferin
„Kann ich Ihnen helfen?“ Eine klare, freundliche Stimme ließ ihn zusammenzucken. Vor ihm stand eine junge Frau, die vielleicht Mitte zwanzig war. Sie trug ein elegantes, schwarzes Kleid und eine kleine Brosche mit der Aufschrift „Amelie“. Ihr Lächeln war professionell, aber nicht ohne Herzlichkeit.
„Ähm, ja… ich suche… etwas für meine Freundin“, begann Markus, seine Stimme zögerlich.
Amelie nickte verständnisvoll. „Das ist eine schöne Idee. Wissen Sie schon, was Sie suchen? Vielleicht ein bestimmtes Set, eine Farbe oder einen Stil?“
Markus spürte, wie die Panik in ihm aufstieg. Er hatte keine Ahnung. Er hatte nicht einmal darüber nachgedacht, dass es verschiedene Stile gab. „Ehrlich gesagt… ich bin ziemlich verloren“, gab er zu und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
Amelie lächelte. „Das ist überhaupt kein Problem. Wir fangen einfach mit ein paar grundlegenden Fragen an. Wissen Sie ihre Größe?“
„Äh, ja. Ich glaube, sie trägt 75B. Zumindest stand das mal auf einem Etikett, das ich gesehen habe“, sagte Markus, dankbar, dass er sich an diese winzige Information erinnern konnte.
„Perfekt! Und was für Farben mag sie? Eher klassisch oder auffälliger?“
Markus dachte nach. Clara war vielseitig – sie konnte sowohl elegant als auch verspielt sein. „Vielleicht etwas Klassisches, aber auch ein bisschen was… Besonderes“, sagte er schließlich, stolz darauf, eine einigermaßen brauchbare Antwort gegeben zu haben.
Die Auswahl
Amelie führte ihn zu einem Tisch mit zarten Spitzen-BHs und passenden Slips. Sie zog ein Set in zartem Rosa hervor, das elegant und feminin wirkte. „Das hier ist ein Klassiker, der vielen Frauen gefällt. Es ist bequem, aber trotzdem schön.“
Markus betrachtete das Set und nickte langsam. Es sah tatsächlich nach etwas aus, das Clara gefallen könnte. Doch dann zog Amelie ein weiteres Set hervor, diesmal in tiefem Schwarz mit aufwendigen Spitzenapplikationen und feinen Details. „Das hier ist etwas sinnlicher – perfekt für besondere Anlässe.“
Markus spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Das Set war wunderschön, aber er konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob es zu gewagt war. „Vielleicht… beides?“ schlug er unsicher vor.
Amelie lächelte. „Eine gute Wahl. Möchten Sie noch etwas dazu kombinieren? Vielleicht einen Body oder einen Morgenmantel?“
Markus starrte sie an. Ein Morgenmantel? Das hatte er nicht einmal in Betracht gezogen. Doch als sie ihm einen seidigen Mantel in einem dunklen Smaragdgrün zeigte, konnte er nicht anders, als sich vorzustellen, wie Clara ihn tragen würde. „Okay, den nehme ich auch“, sagte er, bevor er es sich anders überlegen konnte.
Der Moment der Zweifel
Während Amelie die ausgewählten Stücke in eine elegante Schachtel verpackte, kamen Markus plötzlich Zweifel. Was, wenn die Größe nicht passte? Was, wenn Clara den Stil nicht mochte? Was, wenn sie sich überrumpelt fühlte, weil er so etwas Persönliches für sie ausgesucht hatte?
„Machen Sie sich keine Sorgen“, sagte Amelie, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Wenn etwas nicht passt, kann sie es problemlos umtauschen. Aber ich bin sicher, dass sie sich über die Mühe, die Sie sich gemacht haben, freuen wird.“
Markus nickte, fühlte sich aber trotzdem nervös.
Die Überraschung
Am Abend, als er Clara die Schachtel überreichte, war ihre Reaktion genau die, die er sich erhofft hatte. Zuerst schaute sie ihn überrascht an, dann lächelte sie breit.
„Du hast… wirklich Unterwäsche für mich gekauft?“ fragte sie, ihre Augen leuchteten.
„Ja. Es war eine echte Herausforderung, aber ich wollte dich überraschen“, gestand Markus.
Clara öffnete die Schachtel und betrachtete die Sets. Sie fuhr mit den Fingern über die feine Spitze und den weichen Stoff. „Das ist wunderschön“, sagte sie schließlich. „Und du hast sogar einen Morgenmantel ausgesucht? Markus, das ist so… aufmerksam von dir.“
„Ich hatte gute Beratung“, gab Markus zu und grinste schief.
Clara legte die Dessous zur Seite und umarmte ihn fest. „Du hast keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet. Nicht nur die Unterwäsche, sondern dass du dich aus deiner Komfortzone gewagt hast, nur um mir eine Freude zu machen.“
Ein Schritt näher
In diesem Moment wusste Markus, dass er alles richtig gemacht hatte. Es ging nicht nur um die Dessous – es ging darum, dass er sich getraut hatte, etwas Neues zu tun, um Clara zu zeigen, wie viel sie ihm bedeutete.
Am nächsten Morgen trug Clara den Morgenmantel, während sie gemeinsam frühstückten. Sie sah glücklich aus, und Markus fühlte sich, als hätte er einen kleinen Sieg errungen. Manchmal, so dachte er, sind es die kleinen Gesten, die die größten Auswirkungen haben.