Jan, der Himmel und die Frauen

Jan ließ seinen Blick durch die geschäftige Flughafenhalle schweifen. Er liebte diesen Moment – kurz vor dem Abflug, wenn die Welt ihm zu Füßen lag. Prag war seine Heimat, aber sein wahres Zuhause war die Luft, die Flughäfen, die Städte, die Bars und – natürlich – die Begegnungen mit den schönsten Frauen der Welt.

Als Flugbegleiter kannte er jede Stadt mit ihren versteckten Ecken, den besten Cafés und den exklusivsten Bars. In Paris traf er Camille, eine Künstlerin mit feurigem Temperament. In Barcelona war es Lucia, die ihn mit ihren dunklen Augen herausforderte. Und in Berlin? Da wartete Marie, die ihn jedes Mal mit einem verschmitzten Lächeln begrüßte.

„Jan, du bist schlimmer als ein Pilot“, scherzten seine Kollegen oft. „Die sammeln Meilen, du sammelst Herzen.“

Er zuckte nur mit den Schultern. Das Leben war zu kurz, um nicht jede Gelegenheit zu nutzen. Liebe in jeder Stadt, Abenteuer über den Wolken – das war sein Motto. Doch tief in seinem Inneren fragte er sich manchmal, ob da draußen eine Frau war, die ihn länger als einen Zwischenstopp behalten wollte.

Vielleicht würde die nächste Landung mehr verändern als nur seinen Aufenthaltsort.

Jan lehnte sich in den bequemen Sitz der Business-Class-Lounge zurück. Der Flug nach New York stand an, und er hatte gerade eine Nachricht bekommen. „Freue mich auf heute Abend. – L.“

Lucia. Barcelona. Letzte Woche. Ihre Küsse schmeckten nach Rotwein und Salzluft, ihr Lachen hallte noch in seinem Kopf nach. Doch heute war eine neue Stadt, ein neues Abenteuer.

„Jan, du Herzensbrecher“, sagte Klára, eine seiner Kolleginnen, als sie sich neben ihn setzte. „Irgendwann wirst du an die Richtige geraten.“

Er grinste. „Ich bin noch nicht sicher, ob ich gefunden werden will.“

Doch dann, mitten im Gespräch, fiel sein Blick auf eine Frau am anderen Ende der Lounge. Langes, dunkles Haar, eine Eleganz, die ihn sofort faszinierte. Keine aufgesetzte Extravaganz, keine aufdringliche Art – sie wirkte einfach… anders.

Als hätte sie seinen Blick gespürt, hob sie den Kopf und sah ihn an. Ihre Augen – tief, neugierig, mit einem Hauch von Herausforderung. Jan fühlte, wie sich ein elektrisches Prickeln in ihm ausbreitete.

Die Lautsprecherdurchsage erklang: „Boarding für Flug TP 193 nach New York beginnt.“

Sie stand auf. Nahm ihren Koffer. Und ging Richtung Gate.

Jan zögerte. Normalerweise war er derjenige, der die Kontrolle hatte. Der, der entschied, wann ein Gespräch begann und wann es endete. Doch diesmal fühlte es sich an, als hätte das Schicksal bereits eine Entscheidung getroffen.

Ohne lange nachzudenken, schnappte er sich seine Tasche und folgte ihr.

Jan spürte das vertraute Summen der Triebwerke unter seinen Füßen, während er durch die Gänge der Boeing 787 streifte. Der Flug nach New York war lang, die Passagiere entspannt, und die Crew hatte Zeit für einen kurzen Moment der Ruhe. Nachts über den Wolken – das war Jans Welt.

Er stand hinten in der Bordküche, lehnte sich an die Theke und nahm einen Schluck vom Gin Tonic, den ihm Klára heimlich gemixt hatte. „Regeln sind zum Brechen da“, zwinkerte sie ihm zu und stieß mit ihm an.

„Das sagst du jedes Mal“, grinste Jan.

Klára lachte, lehnte sich an ihn und ließ ihren Blick durch die Kabine schweifen. „Sag mal, hast du die 12A gesehen? Blonde Haare, blaue Augen, französischer Akzent. Genau dein Beuteschema.“

Jan folgte ihrem Blick. 12A – eine blonde Schönheit mit vollen Lippen, makelloser Haut und einem verführerischen Lächeln. Sie nippte an ihrem Champagner und tippte entspannt auf ihrem Handy herum.

Er ließ den Gin Tonic sinken. Herausforderung erkannt.

Eine Nacht in New York

Ein paar Stunden später landeten sie in JFK, und bevor Jan richtig realisierte, was geschah, saß er schon in einer Limousine – zusammen mit Klára, zwei weiteren Stewardessen und zwei Passagieren, die sich dem kleinen Abenteuer angeschlossen hatten. Eine davon war 12A – Amélie aus Paris.

Sie landeten in einer schicken Rooftop-Bar in Manhattan, mit Blick über die glitzernde Skyline. Die Drinks flossen, der Bass vibrierte in seinen Adern, und das Nachtleben zog sie in seinen Bann.

„Also, Jan…“ Amélie lehnte sich zu ihm, ihr Parfum war eine Mischung aus Vanille und Gefahr. „Fliegst du nur oder lebst du auch?“

Er lachte, nahm einen tiefen Schluck von seinem Old Fashioned und erwiderte: „Warum nicht beides?“

Die Nacht wurde wilder. Vodka-Shots, Tequila, Champagner. Irgendwann tanzte er mit Amélie, seine Hände auf ihren Hüften, ihre Lippen nur Zentimeter von seinen entfernt.

Klára kam vorbei, schnappte sich eine Flasche Whiskey und zwinkerte ihm zu. „Du hast Konkurrenz, Casanova. Die Mädels stehen heute Schlange.“

Und tatsächlich – kaum drehte er sich um, stand da noch eine blonde Schönheit, die ihn beobachtete. Lena aus Deutschland, wie sich später herausstellte. Groß, kurvige Figur, mit funkelnden Augen, die genau wussten, was sie wollten.

Jan wusste nicht, ob es der Alkohol war oder einfach nur das Leben, das ihn wieder einmal auf seine ganz eigene Weise verführte. Er ließ sich treiben, küsste Lena auf der Tanzfläche, nur um Minuten später mit Amélie auf der Terrasse zu stehen, wo sie ihm ins Ohr hauchte: „Dein Hotel oder meins?“

Er grinste. „Über den Wolken ist die Freiheit wohl grenzenlos.“

Kater und Konsequenzen

Am nächsten Morgen wachte Jan in einem luxuriösen Hotelzimmer auf. Sein Kopf dröhnte, und sein Mund schmeckte nach einer Mischung aus Whiskey und sündigen Entscheidungen. Neben ihm lag Amélie, ihre blonden Haare zerzaust auf dem Kissen.

Sein Handy vibrierte. Eine Nachricht von Klára.

„Du bist unmöglich, Jan. Aber ich liebe es. Frühschicht in zwei Stunden. Viel Spaß beim Katerfrühstück.“

Er stöhnte, fuhr sich durchs Haar und grinste dann. Ja, das war sein Leben. Exzess, Frauen, Abenteuer – und irgendwo dazwischen ein Job, der ihn immer wieder in neue Nächte und neue Geschichten katapultierte.

Doch während er in den Spiegel sah, fragte er sich einen Moment lang: Wie lange kann man so leben, bevor es einen einholt?

Doch diese Frage war für ein anderes Mal. Jetzt war erst mal Frühstück mit Amélie angesagt.

New York, 08:47 Uhr

Jan stand unter der heißen Dusche des luxuriösen Hotelzimmers. Das Wasser prasselte auf seine Schultern, aber es konnte den Kater nicht wegspülen. Der gestrige Abend war ein Filmriss aus Champagner, blonden Haaren und zu vielen Küssen.

Hinter ihm im Bett lag Amélie, noch schlafend, ihr Körper in die weißen Laken gewickelt. Sein Handy vibrierte wieder – diesmal mit einer Nachricht, die ihn endgültig aufweckte.

Klára: „Wir heben in vier Stunden ab, Casanova. Und rate mal, wer auf 12A sitzt? Lena. Viel Spaß.“

Jan stöhnte. Lena. Die andere Blonde von letzter Nacht. Mist.

Er zog sich schnell an, ließ Amélie eine knappe Nachricht da („War wunderschön, à bientôt.“), schnappte sich seine Tasche und verließ das Hotel, um sich zum Flughafen zu begeben.

Rückflug nach Europa

Als Jan durch die Reihen im Flugzeug lief, sah er Lena. Sie saß in 12A, mit Sonnenbrille auf der Nase und einem Espresso in der Hand. Kaum bemerkte sie ihn, schob sie ihre Brille hoch und grinste.

„Na, ausgeschlafen, Jan?“ Ihre Stimme hatte diesen süffisanten Unterton, der ihn einerseits reizte und andererseits verunsicherte.

Er lachte kurz. „Wie viel erinnerst du dich an letzte Nacht?“

„Genug.“ Sie zwinkerte. „Amélie hat mir erzählt, wie schön euer Frühstück war.“

Oh. Scheiße.

Er überlegte, ob er sich rausreden sollte, aber dann lehnte er sich einfach näher zu ihr und sagte mit seinem typischen Jan-Lächeln: „Ich glaube, wir haben beide einen ziemlichen Kater. Ich schulde dir einen Drink – aber erst nach der Landung.“

Lena hob eine Augenbraue, schien kurz nachzudenken, dann nickte sie langsam. „Ein Drink. Mal sehen, ob du dann auch noch so charmant bist.“

Der Wendepunkt

Der Flug verging schnell, und als sie in Frankfurt landeten, hatte Jan sich längst eine neue Strategie zurechtgelegt. Doch bevor er Lena auf einen Drink einladen konnte, sah er plötzlich eine Frau, die er nicht erwartet hatte.

Am Gate, mit einer Reisetasche über der Schulter, stand Michaela – seine Ex-Freundin.

Erstarrt blieb er stehen. Sie sah nicht aus wie die Frauen, mit denen er sich die Nächte um die Ohren schlug. Keine aufreizenden Blicke, kein spielerisches Flirten – nur ein ehrliches, leicht überraschte Lächeln.

„Jan?“

Seine Welt, die immer nur aus schnellen Affären und nächtlichen Exzessen bestanden hatte, fühlte sich plötzlich einen Moment lang… still an.

Lena bemerkte seine Reaktion, folgte seinem Blick und verstand sofort. Sie lehnte sich zu ihm und sagte leise: „Das hier ist dein Moment, Jan. Versuch, ihn nicht zu verpassen.“

Dann lächelte sie, schnappte sich ihren Koffer und verschwand in der Menge.

Jan atmete tief durch. Für einen Moment stand er zwischen zwei Welten – dem ewigen Spiel aus Frauen und Partys und der einen Frau, die ihn vielleicht besser kannte als er sich selbst.

Er fasste eine Entscheidung.

Er trat auf Michaela zu. „Lust auf einen Kaffee?“

Sie musterte ihn, als wollte sie herausfinden, ob er noch derselbe war – oder jemand, den es wert war, wiederzusehen.

Dann lächelte sie. „Warum nicht?“

– ENDE –

 

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